poster, Inkjet print, Din A2, 2017
Für das Plakat nutze ich historische und für einen Teil der LGBTIQ*-Community vielleicht nicht mehr zugängliche oder verständliche Referenzen aus der Lesbenbewegung (Archivmaterial des Museums), die mit zeitgenössischen Versatzstücken aus dem Internet (Screenshots von Websites und Social Media-Plattformen) in Dialog treten. Es kommentiert die Suche nach Verortung sowohl der lesbischen "Identität" in einer (aktuellen) queeren Debatte, im Museum und in den Communities, als auch Ausschluss- und Überlagerungspraktiken und die Kommerzialisierung von Feminismus, der oft nur noch als belangloses Zitat eingesetzt wird.
Das Plakat als "Antiplakat" mit Anspielungen auf die DIY-Ästhetik der LGBTIQ*-Designhistorie entzieht sich einer einheitlichen Leserichtung, einer klaren Message, entgegen seiner klassischen, propagandistischen Funktion. Dadurch entsteht ein diffuser Fokus auf das Unfertige, Lücken- und Prozesshafte, das die Möglichkeit bietet, in den Erfahrungsraum eines kollektiven und individuellen Ringens um Sichtbarkeit, Raumnahme, und Relevanz einzutauchen.
für:
I wanna give you devotion6. September – 4. Oktober 2017 http://www.platform-muenchen.de/programm/
Platform, München
kuratiert von Philipp Gufler
Im Zentrum von derAusstellung „I wanna give you devotion“ steht die Poster- und Videosammlung des selbstorganisierten Archivs forum homosexualität münchen e.V., in dem der Künstler seit 2013 Mitglied ist.
Zur Ausstellung hat Gufler 29 Künstler*innen und Kollektive eingeladen, die Postersammlung zu befragen, zu erweitern und zu aktualisieren. Diese Weiterschreibungen werden zusammen mit historischen Postern der Sammlung gezeigt, wodurch ein dichtes Geflecht aus aktuellem und historischem Material entsteht. Die Videoarbeit „Schemata #01 (I wanted to give you devotion)“ von Philipp Gufler, Byron Kalomamas und Angela Stiegler spinnt die Verknüpfungen weiter: Archivmaterial trifft auf Youtube-Clips, (Künstler-) Filme von Chantal Akerman, Jean Genet und Pedro Almodóvar auf Popkultur, Gusti vom Ochstengarten auf Britney Spears und Spots der Deutschen AIDS-Hilfe auf Songtexte. Es entsteht ein Archiv der Gefühle, persönlicher Erfahrungen, politischer Kämpfe und des Begehrens, das die Geschichte in die Gegenwart zieht: aktuelle Diskriminierungen und Ausgrenzungen zeigen sich genauso wie das ungestillte Begehren für nicht-normative Lebensformen.
Mit neuen Postern von Muriel Aichberger, Tabea Blumenschein, Virág Bogyó, Johannes Büttner, Cinenova Working Group, Fernando Corona, Stephan Dillemuth, Holger Dreissig, Loretta Fahrenholz, Johannes Fedisch, Philipp Gufler, Richard John Jones, Hammann von Mier, Sands Murray-Wassink, Gyula Muskovics, Leo Heinik, Vera Hofmann, Isaac Julien, Byron Kalomamas, Chris Kraus, Kriwet, Lothringer13_Florida, Anna McCarthy, Mirja Reuter, Paola Revenioti, Barbara Spiller, Angela Stiegler, Raphaela Vogel, Evelyn Taocheng Wang und dem X-Patch Collective.
Zur Ausstellung erscheint das gleichnamige Künstlerbuch mit Texten von Kerstin Stakemeier und Mitgliedern des Forums. Es erscheint in Zusammenarbeit mit dem Hammann Von Mier Verlag in der Forum-Reihe „Splitter‘‘ (als „Splitter14“), die historische und gesellschaftsgeschichtliche Themen untersucht und historische Persönlichkeiten vorstellt.
Mit freundlicher Unterstützung vonforum homosexulität münchen e.V. Münchner Regenbogenstiftung Hannchen-Mehrzweck Stiftung